Projektbeschreibung – Das Unmögliche wagen!

  • Wir wollen mit einem Gespann von einleinigen Zellen-Flügeldrachen in eine Höhe von etwa 10.000 Metern kommen. Dabei handelt es sich natürlich um ein unbemanntes Projekt – ja tatsächlich, manchmal kommt diese Frage! Unsere Drachen haben wir durch zahlreiche Testflüge so umkonstruiert, dass sie auch dann noch unbeschädigt fliegen können, wenn andere Menschen sich bei Sturm schon lange nicht mehr vor die Tür trauen.
  • Es werden voraussichtlich 20 Drachen zum Einsatz kommen. Sie heben die Leine nicht nur vom Boden nach oben, sondern sorgen in einem Anstand von ca. 1000 Metern dafür, dass die Leine nicht zu stark durchhängt. Zum einen durch ihr Eigengewicht, zum zweiten durch den Winddruck (Luftwiderstand der Leine). Die Drachen bauen wir natürlich selber.
  •  Während wir zu Beginn jeden Drachen mit einer etwa 50m langen Schnur mit der Hauptleine verbanden, haben wir nun eine Möglichkeit gefunden, die Drachen direkt an der Leine zu fixieren. Das reduziert die Gefahr, dass ein Drachen sich in der Leine verfängt und sie beschädigt. Besondere Herausforderung: Die gespannte Leine wird straff wie ein unbiegsamer Stahlstrang sein. Deswegen war das zügige und sichere Einhängen der Drachen eine besondere Herausforderung.
  • Wir verwenden eine hochfeste Leine aus einem speziellen Polyethylen, nämlich Dyneema ® oder Spectra®.
  •  Diese Leine wird eine Länge von voraussichtlich 20.000 Metern haben. Sie nimmt kaum Feuchtigkeit auf, hat eine höhere Reißfestigkeit als eine gleich schweres Stahlseil, ist schwimmfähig und beständig gegen UV-Strahlung. Das ist aus verschiedenen Gründen sehr wichtig.
  • Wo die Drachen (besonders der obere) sich befinden, wird über GPS-Systeme im Drachen ermittelt und als Datenpakete regelmäßig an die Bodenstation gesendet. Diese Daten werden auch live ins Internet gestreamt, sodass der Aufstieg von (fast) jedermann zu verfolgen ist.
  • Die Luftfahrtbehörde / Flugsicherung fordert, dass im Notfall der Luftraum freigemacht werden kann. Das gewährleisten wir durch Trennvorrichtungen, die in der Lage sind, die Hauptleine in einzelne Segmente zu teilen.
  • Die Leine hat einen Selbstschmiereffekt, wie man ihn etwa von Teflon®  kennt. Deswegen lässt sie sich bei den erwarteten Zugkräften von etwa 400 Kg nicht mehr manuell handhaben, wie eine normale Drachenschnur. Bei diesen starken Zugkräften ist die Schnur nicht verletzungsfrei handhabbar. Deswegen entwickelte die Firma Getriebebau NORD in Bargteheide eine völlig neue Technik, die eine solche Leine zuverlässig und fehlerfrei bewegen / aufwickeln kann. Ein direktes Aufwickeln ist nicht möglich, da die einzelnen Leinenlagen ineinander rutschen und verschmelzen könnten.
  •  Als Segelmaterial für die Drachen verwenden wir Polyant® – Tuch (warum, wird nicht verraten!), als Gestänge CFK-Rohre (kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff) sowie einige selbst entwickelte und gefertigte Metallelemente.
  • Verstärkungselemente aus Dacron® -Gewebe.
  • Natürlich müssen wir wissen, an welchen Tagen es sich lohnt, den Versuch zu starten. Denn nicht alle Tage und alle Jahreszeiten weht der Wind bis in die maximal mögliche Höhe. Die Tropopause ist die Grenze, die für uns relevant ist. Dort hört der Wind auf zu wehen, und den gebrauchen Drachen nun einmal .Im Sommer liegt die Tropopause höher, im Winter niedriger. Der Fachmann für diese Fragen ist Frank Böttcher (Böttcher science). Nach seinen Wetterberechnungen richten wir uns, wenn es um Aufstiegstermine jeglicher Art geht.
  • Diese Aktion kann natürlich nicht auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg stattfinden, sondern wir bevorzugen die Ostseeküste. Hier herrscht Westwind vor, sodass im Falle eines Misslingens (z.B. Leinenbruch) die gesamte Ostsee als Pufferzone zur Verfügung steht. Hier dürfen wir ein Gelände in der Nähe von Damp nutzen, den Freizeitpark Booknis/Schleswig-Holstein. Dort steht auch Drehstrom für unsere Winde/Wickelmaschine, sowie 230V für EDV, Beleuchtung, Laden der akkubetriebenen Geräte, zur Verfügung
  • Und wenn etwas passiert? Unsere erste Priorität ist: SICHERHEIT ! – Wir wollen, so weit es irgend geht, Risiken ausschließen bzw. minimieren. Käme es doch zu einem Problem
    oder Zwischenfall in der Luft, zu Wasser oder am Boden, so haben wir uns mit einer Haftpflichtversicherung abgesichert.    
  • Weitere Besonderheiten: Der Luftraum muss für uns gesperrt sein. Den Luftraum darf jeder nutzen, aber das muss natürlich seine Ordnung haben! So nutzen wir Luftraumsperrgebiete der Bundeswehr, bewegen uns eventuell im Lufthoheitsgebiet Dänemarks, über den Seehoheitsgebieten anderen Länder. Das alles will bedacht und organisiert sein.
  • Zeitplan: Wir lassen uns nicht drängen. Wir wollen nicht die ersten sein, wie früher einmal, sondern es schaffen! Sicherheit geht vor, und so standen erst einmal Probeflüge in geringere Höhen an, um Leistungsdaten zu sammeln, die Leine kennen zu lernen. Wenn alles klappt, können wir vielleicht 2024 die Maschine für den Leinentransport schon testen. Ohne sie können wir nur mit maximal drei Drachen fliegen und nur in geringe Höhen vorstoßen. Solche Probeflüge wären z.B. auf der Dänischen Insel Fanø möglich. Erst dann machen wir weiter. Es muss auch noch die Leine für uns geflochten werden (an einem Stück wenn möglich).
    Da sowohl die Dauer des Aufstiegs, als auch das Einholen der gesamten Drachen-Konstruktion zeitlich nicht abzuschätzen ist, werden wir in mehreren Schichten arbeiten. Dazu steht uns auf unserem Fluggelände alles zur Verfügung, was wir benötigen.

    Eine Bemerkung am Rande: Ich hatte damals, zu Beginn des 21. Jahrhunderts versucht, den Deutschen Wetterdienst in Lindenberg für eine Unterstützung zu gewinnen, was aber kategorisch abgelehnt wurde. Ich vermute einmal, weil der DWD selber erblich bedingter Rekordinhaber ist?

     

Es gab auch Absagen damals: Die Leinenhersteller (bis auf die Fa. Polycord in Annaberg-Buchholz) lehnten ein Sponsoring in Form einer Leine ab. Man befürchtete, dass ein Misslingen unseres Vorhabens sich als Negativwerbung auswirken könne könne, sofern die Leine betroffen gewesen wäre.
Dann hatte ich Wert auf den damals noch recht jungen Wetterdienst Meteomedia von Jörg Kachelmann als meteorologischen Mitstreiter zu gewinnen. Man sagte ab, da die Vorhersage-Spezialisierung nicht das Höhenwetter mit einschloss und man nur 100%ige Leistung erbringen wolle. Alles wohl verständliche Argumente!